Aussenverteidiger - Dauerläufer, Zweikämpfer und Flankengeber

Aussenverteidiger - Dauerläufer, Zweikämpfer und Flankengeber

Die Position des Aussenverteidigers kann sehr unterschiedlich interpretiert werden. Es gibt Aussenverteidiger, welche sich fast nur auf die Defensivarbeit konzentrieren. Zeitgleich gibt es aber auch Verteidiger auf den Aussenbahnen, die immer auf dem Weg nach vorne sind und manchmal die Aufgaben gegen den Ball vernachlässigen.

Im Idealfall wirst du als Aussenverteidiger beiden Aufgaben gerecht – sowohl den offensiven als auch den defensiven Verantwortungsbereichen deiner Position. Dies kann unter Umständen sehr anspruchsvoll sein. Besonders dann, wenn eure Aussenbahn nur einfach besetzt ist.

Agiert ihr im 4-4-2 oder im 4-1-4-1 sind eure Flügel doppelt besetzt. In diesem Fall hast du einen Flügelspieler vor dir, welcher dich sowohl bei den Aufgaben in der Offensive und in der Defensive unterstützt. Bevorzugt euer Trainer aber eine Formation mit nur einem Spieler auf jeder Aussenbahnen, bist du auf dem Flügel auf dich alleine gestellt.

In diesem Fall musst du als Aussenverteidiger deine komplette Seite von der eigenen bis zur gegnerischen Grundlinie bearbeiten. Das bedeutet enorm viel Laufarbeit für dich. Die vielen Läufe und Sprints, welche du während des Spiels dann absolvieren wirst, werden sich aber für dein Team auszahlen. Wirst du sowohl deinen Aufgaben mit als auch ohne Ball gerecht, können diene Mitspieler sich voll und ganz auf das Zentrum und die Halbräume konzentrieren.

Damit es dir gelingt über 90 Minuten deine Seite zu beherrschen, benötigst du eine gute Ausdauer. Dieses Video wird dir dabei helfen eine extrem gute Kondition aufzubauen:

Das defensive 1 gegen 1 am Flügel

Wenn du als Aussenverteidiger eine gute Ausdauer besitzt, wird es dir auch nach missglückten Angriffen gelingen wieder hinter den Ball zu kommen. Doch dann ist nicht zwangsläufig Erholung, sondern auch oftmals ein defensives 1 gegen 1 angesagt.

Speziell als Aussenverteidiger wirst du häufig in 1 gegen 1-Situationen kommen, da auf den Flügeln mehr Raum als im Zentrum vorhanden ist. Dieser Platz erleichtert das Ausspielen von Verteidigern. Hinzu kommt noch, dass du es auf den Aussenbahnen häufig mit Gegenspielern zu tun hast, welche einen explosiven Antritt sowie eine herausragende Technik besitzen und gerne das Dribbling suchen – das 1 gegen 1 am Flügel kann also sehr anspruchsvoll für dich werden.

Positionsspiel vor einem defensiven 1 gegen 1 am Flügel

Du könntest natürlich 90 Minuten eng an diesem Gegenspieler dran sein, um diesen kein Raum für ein 1 gegen 1 zu geben. Dadurch würde jedoch eine zu grosse Lücke zwischen dir und dem nächsten Innenverteidiger entstehen – ein Passfenster, welches der Gegner problemlos bespielen könnte. Zeitgleich solltest du aber natürlich auch rechtzeitig an dem gegnerischen Flügelspieler dran sein, damit dieser kein Tempo aufnehmen kann und sich somit einen Vorteil für ein 1 gegen 1 verschaffen kann.

Es gilt als Aussenverteidiger also die richtige Breite und den besten Zeitpunkt für das Rausschieben zu finden, um Zugriff auf deinen Gegenspieler zu haben und zeitgleich    einen Schnittstellpass unterbinden zu können.

Deshalb solltest unmittelbar vor einem Zuspiel aus dem Halbraum weder zu dicht an deinem Gegenspieler dran sein ...

Schema eines Aussenverteidigers, der zu dicht am Gegenspieler dran steht

noch zu weit einrücken ...

Schematische Darstellung eines etwas zu weit eingerückten Aussenverteidigers

... sondern den idealen Abstand finden. Dies hilft dir das Passfenster geschlossen zu halten und dem gegnerischen Flügelspiel keine Zeit zu geben, um Fahrt aufzunehmen.

Schematische Darstellung einer optimal defensiv aufgestellten Aussenverteidigerposition

Das defensive 1 gegen 1 am Flügel gewinnen

Bist du rechtzeitig rausgerückt und konntest dabei zwar nicht den Pass abfangen aber zumindest deinen Gegenspieler stellen, gilt es nun das 1 gegen 1 zu gewinnen.

Wichtig beim defensiven 1 gegen 1 auf der Aussenbahn ist es, dass du dich leicht nach innen zu deinem Gegenspieler versetzt positionierst. Dadurch hast du auch noch Zugriff auf den ballführenden Flügelspieler, wenn dieser das Dribbling in die Feldmitte sucht.

Falls der Aussenstürmer besonders schnell unterwegs ist, solltest du erstmal in der  seitlichen Stellung zurückweichen, um nicht einfach überrannt zu werden. Die Rückwärtsbewegung hilft dir deinen Gegenspieler auszubremsen und dich dadurch in eine günstigere Ausgangssituation für eine Balleroberung zu bringen.

 Ist dein Gegenspieler zum Stehen gekommen oder nicht mehr ganz so schnell unterwegs, kannst du ihn stellen. Setzt der Gegenspieler dann zum Durchbruch an, steht der Balleroberung nichts mehr im Weg, wenn …

  • ... du in der seitlichen Stellung den Körperschwerpunkt gesenkt hast und auf den Vorderfüssen agierst. Dies hilft dir zügiger Tempo aufzunehmen und vor deinem Gegenspieler am Ball zu sein
  • ... du einen explosiven Antritt hast und schnell auf Richtungswechsel deines Gegenspielers reagieren kannst. Dies hilft dir, um auf plötzliche Hacken, Finten und Antritte deines Gegners reagieren zu können

Diese beiden Übungen werden helfen, um im defensiven 1 gegen 1 am Flügel unschlagbar zu sein.

Explosivität:

Schnelle Richtungswechsel:

Offensivaktionen

Als Aussenverteidiger sind aber nicht nur deine Qualitäten im 1 gegen 1 gegen den Ball, sondern auch mit dem Ball gefragt. Moderne Aussenverteidiger zeichnen sich dadurch aus, dass sie sich immer wieder mit in das Offensivspiel ihrer Mannschaft miteinschalten – aber nicht nur durch Dribblings, sondern auch durch das Zusammenspiel mit den offensiven Flügelspielern.

Die Offensivkationen von Aussenverteidigern werden häufig durch Spielverlagerung eingeleitet. Ist auf deiner gegenüberliegenden Seite beispielsweise kein Durchkommen, wird das Spielgerät zügig auf deine Aussenbahn verlagert.

Erhälst du als Aussenverteidiger dann den Ball nach der Verlagerung, hast du in aller Regel viel Raum auf deiner Seite zur Verfügung. Um diesen freien Platz zu nutzen, darfst du keine unnötige Zeit bei der Ballverarbeitung verlieren. Ansonsten ist der Gegner wieder auf deine Seite verschoben und der Raum zu eng.

Erstkontakt

Aus diesem Grund benötigst du als Aussenverteidiger einen guten 1. Kontakt. Du solltest in der Lage sein, einen Ball sauber und ohne Tempoverlust direkt in die Bewegung mitnehmen zu können.

Aber nicht nur flache, sondern auch hohe Bälle solltest du zügig verarbeiten können, da viele Spielverlagerungen mit Hilfe von Flugbällen durchgeführt werden. Dafür nimmst du den Ball beispielsweise mit der Brust in die Spielrichtung an. Der 2. Kontakt erfolgt dann unmittelbar nach dem Bodenkontakt des Balles. Du berührst  den Ball mit der Aussen- oder Innenseite deines Fusses, direkt nachdem dieser den Rasen berührt hat. Ausserdem triffst du den Ball dabei leicht oberhalb der Mitte. Auf diesem Weg machst du den Ball zügig flach und hast somit eine bessere Kontrolle über den Ball.

Mithilfe dieser Übung wirst du den Ball sauber und mit einem explsoiven Antritt mitnehmen können:

 

 

Damit du auch hohe Bälle im höchsten Tempo verarbeiten kannst, trainiere diese Übung:

 

 

Kombinationsspiel am Flügel

Wenn du den Ball sauber und zügig verarbeitet hast, steht einem Angriff mit viel Tempo nichts mehr im Weg. Hast du auf der Aussenbahn noch Unterstützung von einem Flügelspieler, könnt ihr eure Gegenspieler mit einem effektiven Kombinationsspiel hinter euch lassen. Dabei bietet sich vor allem das Vorder- und Hinterlaufen an.

Vorderlaufen

Beim Vorderlaufen dribbelt der Flügelspieler den gegnerischen Aussenverteidiger vor sich an. Zeitgleich startest du im höchsten Tempo im Rücken dieses gegnerischen Aussenverteidigers in die Tiefe. Sobald du auf Höhe des Gegenspielers bist, spielt dich der Flügelspieler dich in der Tiefe an.

Schematische Darstellung des Vorderlaufens für Aussenverteidiger

Hinterlaufen

Das Hinterlaufen funktioniert identisch wie das Vorderlaufen. Es gibt lediglich den kleinen Unterschied, dass du nicht im Rücken des gegnerischen Aussenverteidigers, sondern hinter dem ballführenden Flügelspieler in die Tiefe startest. Dabei läufst du eng an deinem Mitspieler vorbei. Dieser spielt dir den Ball dann in deinen Lauf oder dribbelt selbst in Richtung Feldmitte.

Entscheidet sich der Flügelspieler für das Dribbling in die Feldmitte war das Hinterlaufen trotzdem nicht umsonst. Dein Laufweg zwingt den gegnerischen Verteidiger sich kurz nach hinten und aussen abzusetzen, um möglicherweise noch Zugriff auf dich zu haben, wenn du eingesetzt wirst. Dadurch wird der Weg für deinen Mitspieler ins Zentrum geöffnet.

Schematische Darstellung des Hinterlaufens für Aussenverteidiger

Unabhängig davon, ob du dich für das Vorder- und Hinterlaufen entscheidest, wird die Kombination erst richtig effektiv, wenn du im höchsten Tempo in die Tiefe startest. Aus diesem Grund solltest du regelmässig an deiner Schnelligkeit arbeiten. Dieses Video wird helfen deine Fortschritte beim Sprinttraining zu messen:

Schaue dir unbedingt auch unsere anderen Blogposts an, für positionsspezifische Tipps und allgemeine Übungen und Hilfen für dein Training.

 

Zum Autor:

Luis Österlein (Twitter: LOsterlein) ist Spielanalyst bei der U23 des FC Bayern München und freier Autor. In enger Zusammenarbeit mit 360Football schreibt er spezifische Blogposts, die Spieler:innen bei ihrer fussballerischen Entwicklung unterstützen.

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