Im ersten Teil zum Thema Innenverteidiger wurde beleuchtet, dass du als zentraler Verteidiger auch einige Qualitäten mit dem Ball mitbringen musst – besonders für das Aufbauspiel. Denn der Innenverteidiger spielt im modernen Fussball im Spielaufbau eine sehr zentrale Rolle. Du hast als Innenverteidiger die Verantwortung durch scharfe, präzise und auch weiträumige Pässe den Ball kontrolliert zu deinen Mitspielern in die Tiefe zu bekommen.
Falls du den ersten Teil noch nicht gelesen hast und erfahren willst, wie du als Innenverteidiger zum „modernen“ Spielmacher wirst, klicke auf diesen Link: https://www.360football.ch/blogs/trainingsblog/innenverteidiger-der-moderne-spielmacher-teil-1
Doch auch wenn du als Innenverteidiger das Offensivspiel deines Teams sehr stark mitgestaltest, darf dies natürlich keine Ausrede sein, deine Aufgaben im Defensivspiel zu vernachlässigen.
Verteidigen im Kollektiv
Beim Spiel gegen den Ball bist du aber nicht auf dich alleine gestellt. Denn in Zeiten des ball- und raumorientierten Verteidigens wird der Ball im Kollektiv erobert. Das bedeutet, dass du Unterstützung von deinen Mitspielern beim Erkämpfen des Balles bekommst. Zeitgleich bist du aber nicht nur für einen Gegenspieler, sondern für jeden Angriff des Gegners mitverantwortlich – Deine Mitspieler und du spielen also nicht mehr gegen den Mann, sondern ihr verteidigt zusammen den Raum und erobert gemeinsam den Ball.
Kommunikation auf dem Platz
Damit das Verteidigen als Mannschaft funktioniert, benötigt dein Team eine gute Kommunikation auf dem Platz – besonders mit deinen Mitspielern in der Viererkette. Denn nur wenn ihre euer Verhalten perfekt aufeinander abstimmt, hat das kollektive Verteidigen einen positiven Effekt. Eine effektive Kommunikation auf dem Platz wird deiner Viererkette helfen auf der selben Höhe zu agieren, geschlossen nach links und rechts zu verschieben oder gemeinsam nach hinten zu fallen, wenn sich ein langer Ball andeutet. Agiert ihr dagegen nicht einheitlich, entsteht und Chaos in eurer Kette und Raum für eure Gegenspieler. Deshalb sollte der Kommunikation auf dem Platz einer grossen Bedeutung beigemessen werden.
Damit die Kommunikation auf dem Feld funktioniert, solltest du bei deinen Kommandos darauf achten, dass du…
- ...laut und deutlich sprichst. Auf einem Fussballfeld und rundherum sind viele Geräusche zu vernehmen. Aus diesem Grund musst du lautstarke Anweisungen geben, damit dich auch der Aussenverteidiger auf der ballfernen Seite versteht.
- ..kurze aber klare Anweisungen gibst. Verwende unmissverständliche Aussagen wie, „Fallen!“ oder „Rausschieben!“ anstatt in ganzen Sätzen zu reden. Wenn du deinen Mitspielern ausführlich erklärst, wie in einer Spielsituation zu agieren ist, ist es meistens schon zu spät. Wenn du deinen langen Satz beendest hast, wird der Gegner eure Viererkette bereits überwunden haben. Frage am Besten deinen Trainer, welche klaren aber eindeutigen Kommandos du auf dem Platz einsetzen sollst, um deine Mitspieler zu coachen.
- ...du deine Mitspieler unterstützen willst, anstatt diese nur runterzumachen. Auf einem Fussballplatz ist es zwar ganz normal, dass auch mal ein rauer und grober Ton vorherrscht. Aber deine Kommandos sollten auch hilfreich sein. Sage deinem Mitspieler also nicht nur, dass seine Handlung schlecht war, sondern gibt ihm auch gleich Tipps mit auf dem Weg. Mit diesen Hilfestellungen kann die nächste Situation direkt besser gemeistert werden. Denn falls du die Absicht hast mal ein Führungsspieler zu werden, genügt es nicht nur laute aber inhaltsleere Ansagen zu machen. Als Kapitän benötigst du auch Spielverständnis, welches du auf dem Platz vermitteln kannst.
Ein Innenverteidiger, der viel Spielverständnis und vor allem auch Erfahrung mitbringt, ist der Fussballprofi Timm Klose. Egal ob Bundesliga, Premier League oder Super League – Er spielt sein vielen Jahren auf Topniveau. Hol dir wertvolle Tipps des erfahrenen Innenverteidiger Timm Klose in diesem Video:
Zweikämpfe & Stellungsspiel
Es lässt sich festhalten, dass das moderne Verteidigen vor allem gemeinschaftlich funktioniert, indem die Räume in der Nähe des Balles eng gemacht werden. Ausserdem wird eine effektive Kommunikation auf dem Platz benötigt, damit die Abwehr als gut organisierte, kollektive Einheit agieren kann.
Jedoch darf das einheitliche Spiel gegen den Ball nicht falsch verstanden werden. Denn auch wenn ihr zusammen versucht das Spielgerät zu erobern, wirst du weiterhin viele 1 gegen 1-Situationen bestreiten.
Als Innenverteidiger wirst du besonders oft ins 1 gegen 1 gegen Angreifer gehen, welche mit dem Rücken zu dir und zum Tor steht. Diese Duelle gegen Angreifer beginnen aber nicht erst mit dem 1. Ballkontakt des Stürmers. Das 1 gegen 1 beginnt bereits vor dem Zuspiel.
Das überlappende Decken
Durch ein gutes Stellungsspiel kannst du den Ball bereits vor dem 1. Kontakt des Stürmers erobern. Dabei hilft dir das überlappende Decken deines Gegenspielers. Du stehst also nicht direkt im Rücken des Angreifers, sondern etwas zur Seite des Balles versetzt.
Hat ein gegnerische Mittelfeldspieler beispielsweise den Ball im Halbraum, positionierst du dich etwas nach aussen zu deinem Gegenspieler versetzt. Sobald bzw. kurz bevor das Zuspiel erfolgt, kannst du dich überraschend aus dem Rücken deines Gegenspieler lösen und den Pass abfangen.
„Wenn ich ein Tackling durchführen muss, habe ich bereits einen Fehler gemacht“ – Paolo Maldini
Pass dabei jedoch auf, dass der gegnerische Angreifer nicht seinen Körper in den Passweg stellt und dich ins Leere laufen lässt. Du solltest dir sicher sein, dass du das Zuspiel abfangen kannst. Denn ein Angreifer vor der Viererkette mit dem Rücken zum Tor ist ein deutlich kleineres Problem als ein Stürmer, welcher bereits im zwischen Tor und Abwehr ist.
Solltest du also merken, dass du den Ball nicht sicher abfangen kannst, mach einfach wieder einen Schritt nach innen, in den Rücken deines Gegenspielers.
Hast du dich aber bereits dazu entschieden den Schritt nach vorne zu machen, hilft dir vor allem eine gute Körperspannung, wenn der Angreifer versucht dich aus dem Passweg abzudrängen.
Um dich physisch gegen deine Gegenspieler durchzusetzen, benötigst du eine starke Rumpfmuskulatur. Dies Übungen werden dir helfen eine starke Körpermitte zu bekommen, um dich robust im Zweikampf durchzusetzen:
Kopfballspiel
Ein gewissen Robustheit hilft dir aber nicht nur bei Zweikämpfen am Boden, sondern auch in der Luft. Sich in Kopfballduellen durchsetzen zu können, ist als Innenverteidiger besonders wichtig. Ein Kopfduell im Mittelfeld kann über den Ballbesitz entscheiden aber ein gewonnener Luftzweikampf nach einer Flanke kann beuteten, dass du ein Gegentreffer verhindert hast. Die wichtigen Duelle in der Luft in der Nähe des Tores wirst du als Innenverteidiger aufgrund deiner zentralen, defensiven Position regelmässig bestreiten.
Neben der körperlichen Robustheit entscheiden aber auch noch weitere Faktoren, ob du ein Zweikampf um einen hohen Ball gewinnst. Als Innenverteidiger wirst du die Lufthoheit erlangen, wenn...
- ...du das richtige Timing beim Absprung findest - Im Idealfall triffst du den Ball am höchsten Punkt in der Luft. Zeitgleich kann es aber auch förderlich sein vor deinem Gegenspieler abzuspringen. Dadurch erleichterst du dir das Durchsetzen im Zweikampfes. Durch ein regelmässiges Kopfballtraining – sowohl mit als auch ohne Gegenspieler – wirst du das perfekte Timing bei Kopfbällen entwickeln.
- ...kraftvoll abspringst. Manchmal können Zentimeter darüber entscheiden, ob du einen Zweikampf in der Luft gewinnst oder ob du den Ball erreichst. Auch deshalb solltest du besonders als Innenverteidiger an deiner Sprungkraft arbeiten.
- ...du eng an deinem Gegenspieler dran bist und dich zwischen Tor und Gegenspieler positionierst. Versuche permanent den Ball und deinen Gegenspieler im Blick zu haben und sei auf Lauffinten deines Gegenspielers gewappnet. Dadurch kannst du schnellstmöglich auf einen plötzlichen Antritt deines Gegenspielers reagieren, den Laufweg mit fairen Mitteln blockieren und die Innenbahn halten.
- ...du deinen Verteidiger beim Kopfball störst, auch wenn du nicht an den Ball kommst. Es ist aufgrund von Körpergrösse und Position manchmal nicht mehr möglich vor dem Gegenspieler zum Kopfball zu kommen. Jedoch macht es einen enormen Unterschied, ob du deinen Gegenspieler ungestört köpfen lässt oder ihn mit fairen Mitteln beim Kopfstoss behinderst. Durch das aktive Führen des Luftzweikampfes, wird es dem Gegenspieler enorm erschwert präzise und druckvoll zu köpfen.
Ein gutes Kopfballspiel wird im modernen Fussball immer wichtiger – auch weil immer mehr Tore nach Standards fallen. Nicht selten werden Spiele auf Topniveau durch ein Kopfballtreffer nach einer Ecke oder einem Freistoss entschieden.
Um als Innenverteidiger bei Flanken, Freistössen und Ecken erfolgreich zu verteidigen und selbst regelmässig zum Torschützen bei eigenen Standards zu werden, solltest du an deine Sprungkraft und an deiner Kopfballtechnik arbeiten. Diese beiden Übungen helfen dir richtig stark im Kopfballspiel zu werden:
Sprungkraft:
Kopfballtechnik:
Zum Autor:
Luis Österlein (Twitter: LOsterlein) ist Spielanalyst bei der U23 des FC Bayern München und freier Autor. In enger Zusammenarbeit mit 360Football schreibt er spezifische Blogposts, die Spieler:innen bei ihrer fussballerischen Entwicklung unterstützen.